Jiaogulan,
Leitfaden zur Kultivierung in Haus und Garten und der Vermehrung
Auf
Grund der zahlreichen Anfragen habe ich hier einmal ein paar
grundlegende Tipps zur Kultivierung und Vermehrung von Jiaogulan
zusammengefasst. Der Leitfaden erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit und wird immer nach dem neuesten Stand der
Erkenntniss wieder aktualisiert!
1.
Die neuen Pflanzen sind nun Zuhause angekommen
Zuerst
sollte den Pflanzen Zeit gelassen werden sich zu aklimatisieren, Zeit
ist wohl der wichtigste Faktor um überhaupt erfolgreich, diese
eigentlich anspruchslose Pflanze zu kultivieren!
Wählen
sie hierfür einen möglichst hellen Standort aber vermeiden sie
direkte Sonneneinstrahlung! Viele händler geben in der Beschreibung
an das der Standort der Pflanze, sonnig bis schattig sein kann.
Meiner Erfahrung nach ist das nicht richtig. Bei direkter
Sonneneinstrahlung lässt die Pflanze die Blätter hängen und je
nach dem wie Intensiv die Einstrahlung ist „verbrennen“ die
Blätter auch. Es zeigen sich weiße Flecken im Blattwerk.
Die
Pflanze erholt sich zwar recht schnell von dieser Tortur, die in
Mitleidenschaft gezogenen Blätter sind aber für eine weitere
Verwendung untauglich.
- „Zuhause angekommen“
Die
Pflanzen fangen nach der Eingewöhnungszeit langsam an weiter zu
wachsen, die Ranken treiben weiter aus und neue Ranken spriessen aus
dem Topf.
Bis
zu diesem Zeitpunkt sollte die Pflanze ganz in Ruhe gelassen werden
und erst danach in einen ausreichend größen Topf umziehen. Für den
Anfang sind Töpfe mit 2 – 3 Liter Inhalt ausreichend. Die Pflanze
wird sich darin soweit vergrößern, das bereits 2 Pflanzen genügen
um den Tagesbedarf von ca. 6 Blättern über das Jahr zu
gewährleisten.
(Die
tatsächliche Tagesdosis muss jeder letztendlich für sich selbst
herausfinden!)
Möglichst
früh sollten die Pflanzen eine Rankhilfe bekommen oder aber die
Möglichkeit das die Ranken nach unten hängen können, z.B. eine
Blumenampel.
3
. Die Pflege
Eigentlich
ist die weitere Haltung der Pflanze sehr unkompliziert, außer
genügend Wasser ist nichts notwendig.
Staunässe
(wenn im Untersetzer Wasser steht) hingegen verträgt Jiaogulan
überhaupt nicht! Es muss Luft von unten an die Wurzeln kommen
können.
Bei
der Auswahl der Töpfe habe ich folgende Beobachtungen gemacht.
Im
Frühjahr und im Herbst, Winter wachsen die Pflanzen im
Kunststofftopf am schnellsten, während an heißen Sommertagen der
Tontopf eindeutig die Pflanzen besser beheimatet. Ich vermute das bei
Tontöpfen, durch das nach Aussen verdunstende Wasser, die Pflanzerde
abkühlt und die Wurzeln vor all zu großer Hitze schützt.Vermutlich
sind Tontöpfe ab einem Inhalt von 5 Litern wohl eindeutig die
bessere Wahl. Sehr gute Erfolge im Wachstum habe ich aber auch mit
normalen10 – 15 Liter, Mörteleimern gemacht, die für kleines Geld
im Baumarkt zu haben sind.
4
. Die Pflanzenerde
Hier
habe ich die Erfahrung gemacht das folgende Mischung den Pflanzen gut
bekommt:
9
Liter Bio Kräuter, Anzucht oder Tomatenerde
1
Liter sauberen Kompost
(Gibts
teilweise im Gartenmarkt oder mal beim Gärtner oder Nachbarn
fragen!)
Sowie
2 große Hände voll Hornspäne als Dauerdüngung
(Die
Hornspäne zersetzen sich sehr langsam und geben über einen langen
Zeitraum Nährstoffe an die Pflanzen ab)
natürlich
sind andere Methoden mit Sicherheit auch brauchbar, hier fehlt mir
aber zum jetztigen Zeitpunkt noch die Erfahrung.
Die
oben angegebene Mischung hält so lange vor bis die Pflanze umgetopft
werden muss.
Dies
signalisiert sie in dem die Blätter immer kleiner werden und auch
bleiben!
Nimmt
man die Pflanze aus dann aus dem Topf kann man beobachten das sich
die Rhizome an der Topfwand schon kräftig im Kreis gedreht und den
Topf schon fast gänzlich ausgefüllt haben.
Und
hier kommen wir schon zum nächsten Punkt.
4
. Die Vermehrung
Beim
Umtopfen kann, je nach Größe des Wurzelstocks, dieser in 2 oder
mehr Teile geteilt werden und jedes teil bekommt einen eigen Topf
mit frischer Erde. Die Ranken mit dem Blattwerk sollten fast ganz
zurückgeschnitten werden so das nur einige wenige Blätter stehen
bleiben. Die Pflanze treibt nach kurzer Zeit schnell und kräftig
aus.
Die
Vermehrung aus Rhizomen
Hat
man die Pflanze zum umtopfen aus den Gefäß genommen kann man die
äußeren Rhizome, die sich an der topfwand entlan gewunden haben
vorsichtig nach Aussen abheben und mit einem Scharfen Messer
durchtrennen. Die Stücke sollten ca 10 cm lang sein und es
sollten
„Augen“ zu sehen sein an denen die Pflanze schon austreiben
will. Das ist schon fast eine Garantie das eine neue Pflanze
entsteht. Es haben aber bei mir schon Rhizome ausgetrieben die keine
„Augen“ hatten!
Die
Rhizomvermehrung so wie die Teilung des Wurzelstocks ergibt
anfänglich die kräftigsten Pflanzen, die am schnellsten einen
Ertrag abwerfen bzw. geerntet werden können. Die aus Stecklingen
gezogenen Pflanzen holen die aus Rhizomen gezogenen aber in ca. einem
¾ Jahr in Wachstum und Größe ein und ein Unterschied ist nicht
mehr erkennbar!
Die
Vermehrung aus Stecklingen
Hier
geht man her und schneidet die Spitzen von den Ranken bei einer Länge
von ca. 10 cm, ungefähr 1 cm unterhalb eines Blattansatzes ab und
stellt diese einfach in ein Wasserglas. In einem Zeitraum von 3
Wochen bilden sich dann neue Wurzeln an den Stecklingen. Wenn diese
neuem Wurzeln nun eine Länge von ca. 3 cm erreicht haben, können
die jungen Pflanzen in ihre Kinderstube, die neu vorbereiteten Töpfe
und der Zyklus beginnt von vorne.
Es
gibt weitere Möglichkeiten durch Einsatz von Steinwolle und vieles
mehr zur Stecklingsvermehrung auf die ich aber hier nicht gesondert
drauf eingehen möchte da sie für den Hausgebrauch zu aufwändig
wären oder aber unnötige Kosten verursachen würden.
Als
letztes möchte ich die Vermehrung durch „Absenker“ noch
erwähnen.
Diese
ist etwas zeitaufwändiger und benötigt ein wenig mehr Platz.
Sie
ist sehr zuverlässig, bringt kräftige Pflanzen hervor, erfordert
aber ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl da man nicht gut sehen
kann wann der Absenker ausreichend Wurzeln gebildet hat. Diese hat
aber den großen Vorteil das die „neue“ Pflanze während des
ganzen Prozesses mit Nährstoffen von der „Mutterpflanze“
versorgt wird.
Man
stellt einfach einen Topf mit Erde neben die Jiaogulanpflanze und
legt eine Ranke quer darüber. An einem Blattansatz bedekt man nun
die Ranke mit etwas Erde und beschwert das Ganze mit einem Kiesel
oder einem Stöckchen. Wichtig ist auch das immer darauf geachtet
wird, das die Erde nich ganz austrocknet. Sicherheitshalber empfehle
ich den Absenker erst nach einem halben Jahr von der Mutterpflanze zu
trennen. Dann ahben sich mit Sicherheit Wurzeln gebildet.
Im Bild frisch getopfte Steckline
5
. Die Ansiedelung der Pflanzen im Freiland
Junge
Pflanzen sind anfänglich, das heißt im ersten Jahr, noch sehr
anfällig gegenüber Frost!
Ein
Umzug nach Draußen, an einen festen Standort im Garten sollte daher
erst im Folgejahr ins Auge gefasst werden!
Auch
hier wieder peinlich genau auf den Standort achten! Gute Erfolge
erzielt man auf der nach Westen oder Osten ausgerichteten Seite.
Notfalls muss die Pflanze durch Büsche oder Stauden vor
Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Untermischen
von guter Erde und Hornspänen am Pflanzplatz haben sich hier auch
als sehr hilfreich erwiesen! Den Pflanzen sollte auch hier die
Möglichkeit einer Rankhilfe gegeben werden. Die Ranken können im
Freiland problemlos eine Länge vom 9 Metern erreichen und riesen
Wurzelstöcke bilden! (Erfahrungswerte!)
Auch
kriechen zwangsläufig Ranken über den Boden und wurzeln wo es ihnen
gefällt. Evtl. sollte man darauf achten wo man keinen Jiaogulan
haben möchte ;-)
Die Bilder zeigen weit verbreitete Mutterpflanzen die teilweise wild wachsen. Hier werden die Stecklinge entnommen!
6
. Dosierung
Hier
gilt die Faustregel, frisch anfangs drei Blätter.
(Will
heißen drei Blattstände mit allen 5 Blättchen)
Die
Menge kann bis auf 6 Blätter gesteigert werden. Seine persönliche
Dosis muss jeder für sich herausfinden.
Getrocknet
als Tee, auf einen Liter Wasser 1 Gramm! Das ist gerebelt ein
Teelöffel voll.
10
Min. ziehen lassen! Mit dem Tee kann ein zweiter Liter Wasser als Tee
zubereitet werden. Die zwei Liter entsprechen wiederum einer
Tagesdosis!
Man
hat mir zugetragen, das im akuten Krankheitsfall diese Dosis auf 3
Gramm erhöht werden kann, hier würde ich aber auf jeden Fall den
Ratschlag eines Arztes einholen!
Bei
einer Überdosierung kann es zu Durchfall, kratzen im Hals und
leichtem husten kommen! Hier sofort eine Pause einlegen und die Dosis
drastisch senken. Bei starker Überdosierung können rote
Blutkörperchen zerstört werden, wie man mir berichtete.
Man
achte auf die Feinheiten!
Ein
Wort zum Schluß:
Fats
alle in Deutschland erhältlichen Pflanzen stammen aus
Stecklingsvermehrungen. Die Mutterpflanzen stammen alle aus dem
asiatischen Raum, daher besitzt der Nachwuchs zwangsläufig die
Eigenschaften der Mutterpflanzen und auch deren Inhaltsstoffe!
So
können sie durchaus brauchbare Pflanzen beim Gärtner ihres
Vertrauens Jiaogulan-Pflanzen erwerben und sicher sein das sie
qualitativ gute Ware bekommen. Man sieht ja selbst ob die Pflanzen
kümmern oder aber kräftig aussehen.
Zusatzstoffe,
wie Berwurzelungsmittel bei der Vermehrung sind absolut überflüssig!
Und
Nichts und Niemand aht ein Patent auf die Pflanze oder gar den
„einzig wahren Zuchststamm“!
Die
Pflanze ist sein tausenden von Jahren als Heilpflanze bekannt und
wird Heute noch in der TCM erfolgreich eingestetzt. Auch in Europa
entdecken immer Mediziner die Vorzüge von Jiaogulan. Leider gerade
in Deutschland geht aber dieser Prozess recht schleppend voran!
Nun
wünsche ich jeden Leser viel Spaß mit den Pflanzen und eine eiserne
Gesundheit!
MfG
Steffen Viola
(Nach
bestem Wissen und Gewissen geschrieben im Juli 2014)
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